Krampfkampf Pflegesystem
Unterrichtsablauf
- Zu Beginn werden Hintergründe der Pflegedebatte 2007/08 in Österreich erläutert.
- Nach der Lektüre des Artikels Pflege. Pfleg. Pfle. Pfl. Pf. P! von Otto Brusatti setzen sich die Lernenden mit folgender Frage auseinander: Welche AkteurInnen bringt der Autor ins Spiel? (BürokratInnen, PolitikerInnen, Pflegebedürftige, Angehörige, ausländische und inländische Pflegekräfte, Gesundheitssystem usw.). Stellen Sie die AkteurInnen in einem Schaubild, einer imaginären Landschaft, dar.
- Nach der Präsentation der Ergebnisse geht es um die Frage: Wie wird Sorge um den/die AndereN verhandelt? Die Lernenden schreiben Begriffe und Argumente heraus, mit denen die Pflege Hochaltriger beschrieben wird, und ordnen sie den einzelnen AkteurInnen zu. Z.B.: Angehörige Pflegende: Gratisschinderei, Existenzproblem, Frage des Verdienstes; Wohlfahrtsstaat: Es fehlen die ausreichenden Mittel „einer flächendeckend menschlich und ausreichend zu nennenden Pflege der Hinfälligsten“.
- Sodann wird nach den ethischen Prinzipien gefragt, die im Artikel angesprochen werden: Gerechtigkeit (soziale, Geschlechter- und Arbeitsgerechtigkeit in Hinblick auf Bewertung von Arbeit), Sorge um den/die AndereN, gutes Leben, Anerkennung, Autonomie etc.)
Wie werden die Prinzipien im Text verhandelt?
- Die Fragen nach den Prinzipien werden schließlich wieder nach AkteurInnen differenziert: In Auseinandersetzung mit dem Schaubild lassen sich Fragen nach intersektionalen Komponenten (siehe Hintergrundartikel Intersektionalität) diskutieren: Wer bestimmt und wer soll bestimmen? Um wessen gutes Leben geht es? Gerechtigkeit für wen? Wer bestimmt, wer hat die Macht?
- In Gruppen werden Argumente aus Sicht unterschiedlicher Betroffener (Pflegekräfte aus In- und Ausland, Angehörige, Hilfsbedürftige, GesundheitsministerIn usw.) gesammelt, mit denen sich einzelne Personen aus der Gruppe bei einem Runden Tisch einbringen würden. Die Diskussion wird durchgeführt und am Ende, z.B. via LeserInnenbriefe, reflektiert.
Anmerkungen/Hinweise
Die in diesem Text dargelegte einseitige Sicht auf die Pflege Angehöriger sollte nicht so stehen bleiben. Pflege ist nicht nur unangenehm. In diesem Zusammenhang kann beispielsweise der Film „Mehr als ich kann“ angesehen werden, der aus Sicht von Betroffenen gestaltet ist und andere Blickwinkel einnimmt. (siehe auch Materialien Mehr als ich kann). Möglich ist es auch, den Spielfilm „Das Meer in mir“ zu zeigen und sich mit der Vielfalt an Beziehungen zwischen Pflegenden/Betreuenden und Hilfsbedürftigen auseinanderzusetzen.
Alternativen lassen sich außerdem ausgehend vom Artikel „Jeder alte Mensch hat sein Projekt“, einem Interview in den Salzburger Nachrichten mit Stein Husebø, diskutieren.
Der Artikel Otto Brusattis eignet sich für die Übung auch in gekürzter Fassung.
Literatur
Brusatti, Otto (2008): Pflege. Pfleg. Pfle. Pfl. Pf. P! In: Die Presse. Spectrum. 19.01.2008.
Mit bestem Dank für die Publikationserlaubnis!
http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/356394/Pflege-Pfleg-Pfle-Pfl-Pf-P