Die Lernenden werden über die „Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“ (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) informiert und setzen sich dann mit zwei Texten auseinander, in denen Aussagen von Betroffenen im Mittelpunkt stehen: „Wir haben viele Freiheiten, aber auch viele Einschränkungen“ von Julia Lichtenwallner und „Viele sehen einzig und allein den metaphorischen Rollstuhl“, Interview mit Evelyn Schmied-Wadda von Artur Gazda.
Gemeinsam werden folgende Fragen besprochen: Inwiefern stellt es für die InterviewpartnerInnen ein Problem dar, dass Behinderung/Beeinträchtigung dem Normalen entgegengesetzt wird? Welche Beeinträchtigungen und Behinderungen werden zur Sprache gebracht? Was wird als hilfreich und was als erschwerend beschrieben?
In Gruppen setzen sich sodann die Lernenden mit ihrem Lebensumfeld auseinander und gehen folgenden Fragen nach: Was fehlt Ihrer Meinung nach in unserer Gesellschaft im Allgemeinen und in unserem Bezirk im Besonderen, um einem Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung oder mit einer Querschnittslähmung volle Teilhabe zu gewähren? Und was gibt es schon?
Sodann nimmt jede Gruppe die Rolle von SachbearbeiterInnen für BezirksrätInnen ein und ist für einen Bereich zuständig: Schule/Ausbildung, Wohnbau, Infrastruktur, Ämter und Behörden, öffentlicher Verkehr usw. Die Gruppen recherchieren auf den Websites der betreffenden Institutionen ihren Bereich betreffend Hinweise auf Barrierefreiheit, sie ermitteln vor Ort (in und rund um die Schule, in ihrer Wohnumgebung, an öffentlichen Plätzen etc.) und dokumentieren Beispiele mit Fotos und Aufzeichnungen. Die „SachbearbeiterInnen“ bereiten die Ergebnisse für die Sitzung vor, in der die „BezirksrätInnen“ abschließend die Problemlagen darlegen und Lösungen diskutieren. Haben die Lernenden wichtige Defizite und/oder gute Vorschläge für deren Beseitigung ausgearbeitet, sollten sie darin bestärkt werden, diese auch realiter an die zuständigen Behörden oder an politische VertreterInnen zu übermitteln.
In einer abschließenden Diskussion im Plenum werden die Texte der Betroffenen sowie die Ergebnisse der „BezirksrätInnen“ anhand der ethischen Werte Gerechtigkeit, Solidarität, Selbstbestimmung und Anerkennung (siehe Hintergrundartikel Leiblichkeit und Anerkennung) diskutiert.
Weitere Fragen, die abschließend zur Diskussion gestellt werden können:
Leitfaden für einen nicht-diskriminierenden Sprachgebrauch. Hg. v. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Verfügbar unter: www.uibk.ac.at/gleichbehandlung/sprache/leitfaden_nicht_diskr_sprachgebrauch.pdf (download am 6.6.2012).
Elisabeth Beck-Gernsheim (2001): Die soziale Konstruktion des Risikos – das Beispiel der Pränataldiagnostik. In: Christian Geyer (Hg.): Biopolitik. Die Positionen. Frankfurt am Main, 21–41.
Me too - Wer will schon normal sein? Ein Film von Álvaro Pastor Gaspar und Antonio Naharro, ES 2009 (Laufzeit 103 Minuten)