Nur 2 Flugstunden entfernt
Ausgehend von einem Zeitungsinterview mit dem skandinavischen Arzt Stein Husebø werden Unterschiede im Umgang mit alten, dementen und sterbenden Menschen diskutiert. Der Artikel eignet sich sehr gut dazu, das Thema Würde und Anerkennung realitätsnah zu besprechen.Unterrichtsbausteine
Nur 2 Flugstunden entfernt von Österreich, in Norwegen, sind im Umgang mit hochaltrigen, dementen und sterbenden Menschen Alternativen zu erkennen. Die Lernenden lesen das Interview mit Stein Husebø und schreiben die verschiedenen Aspekte heraus, in denen der Interviewpartner zwischen dem österreichischen und skandinavischen System Unterschiede ausmacht.
Im Plenum werden die Ergebnisse gesammelt und folgende Fragen diskutiert:
- Gibt es noch weitere Probleme hinsichtlich institutioneller Lösungen von Pflege- und Betreuungsfragen, die im Interview nicht angesprochen wurden? Was wären dafür Alternativen?
Gibt es noch andere Möglichkeiten für einen würdevollen Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen?
Die Klasse wird in Gruppen aufgeteilt, in denen folgende Fragen bearbeitet werden:
- Wer wird Interesse daran haben, dass sich die Situation in Österreich ändert? Welche Argumente könnten diese AkteurInnen in die Diskussion einbringen? (Dabei sollen auch ethische Argumente, wie etwa Fragen hinsichtlich der Gerechtigkeit und des guten Lebens, gesammelt werden.)
- Welche gesellschaftlichen Gruppen werden eher Interesse daran haben, den Status quo beizubehalten? Welche Argumente könnten sie vorbringen?
Im Plenum wird sodann eine Podiumsdiskussion organisiert, an die jede Gruppe einE TeilnehmerIn entsendet. Sie vertritt eine AkteurIn, die gemäß Ihrer Position, ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten verschieden auf Stagnation oder Veränderung der Gegebenheiten einwirkt. Gemäß der Fishpool-Methode bleibt ein Stuhl leer, den MitschülerInnen einnehmen können, um weitere Argumente einzubringen, sie müssen dann aber wieder den Platz verlassen.
Schließlich wird die Diskussion anhand folgender Fragen reflektiert: Welche Position ist auf viel Verständnis gestoßen? Hat sich die Sicht auf die Situation durch die Diskussion verändert oder erweitert? Wer hat die Redemacht? Warum können sich bestimmte der repräsentierten Personen besser durchsetzen?
Abschlussfrage: Wer kann/soll wie dazu beitragen, dass sich die Situation für die benachteiligten Gruppen ändert (pflegende Frauen, hilfsbedürftige Personen, Medien, Gesetze, persönlicher Beitrag, gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen etc.)?
Anmerkungen/Hinweise
Anhand des Textes bzw. im Anschluss an die Diskussion lassen sich gut Fragen nach Aspekten der Anerkennung stellen. Siehe dazu den Hintergrundartikel Anerkennung
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Lernenden anhand Axel Honneths Sphären der Anerkennung (siehe ebenso Anerkennung) folgende Frage diskutieren: Welche Dimensionen von Anerkennung werden im Artikel angesprochen?
Verwendete Literatur
„Jeder alte Mensch hat sein Projekt“. Alt, allein und krank. Pflege sei Frauensache, und daher sei sie in Skandinavien anerkannt und in Österreich nicht, sagt Stein Husebø. In: Salzburger Nachrichten. 21. Mai 2011.